"No Filter" mit den Rolling Stones im Berliner Stadion 22.06.18

Die Stones sind zurück - der Rock´n´Roll lebt noch.

 

Endlich, nach 23 Jahren habe ich die Rolling Stones wieder live erlebt. Damals war es für mich schon in Prag bei Sommerhitze und mit 120.000 Zuschauern ein Erlebnis. Ein Megaevent, aber nicht das beste Konzert zu dieser Zeit.

 

2018 muss ich kurz sagen… Die Mannen waren besser, glaubwürdiger und die Musik perfekt in Szene gesetzt. Es ging einfach um gute Musik..., Erinnerungen, Lebensgefühl und der Bluesrock lebte auf.

 

Ich muss einfach das Konzert loben.

 

Drei Wochen nach dem Sounddebakel von Guns ´N Roses im Olympiastadion war ich gespannt und etwas verhalten optimistisch. Noch so eine Pleite wollte ich nicht erleben. Mick Jagger und Co sollen bei mir ja in guter Erinnerung bleiben. Vorfreude war da und ab ging es nach Berlin. Das Wetter spielte zum Glück mit und nach der Ankunft ging es zum Vorglühen und Einstimmen in den Biergarten.

 

Zungen T´Shirts waren überall zu sehen und man wusste, das Stadion wird voll. 67.000 Besucher sollen dort gewesen sein, aber einzelne Tickets unter Normalpreis gab es noch auf dem Markt. Die Ticketpreise waren ja enorm, trotzdem begehrt und ich möchte mich nicht negativ dazu auslassen. Einen Vorteil hat das Ganze schon. Man überlegt zweimal, ob man zum Konzert geht und somit ist dann auch viel Fachpublikum da. Das vermisse ich bei Stadtfest Muggen, um die ich mittlerweile einen großen Bogen mache.

 

Zum Konzi:

 

Die Massen strömten friedlich zum Stadion und man konnte alle Altersklassen entdecken, jedoch waren die Ü50 eindeutig in der Mehrheit und die Erwartung bei mir groß...

 

"The Kooks“ als Vorband machte ihre Sache ganz gut, passte auch zum Abend und zu den Stones. Das ist bei Vorbands nicht immer so. Ein wenig hab´ ich auch hingehört, doch meine Aufmerksamkeit ging eindeutig zu den älterer Rockern. Auf den vier riesigen Videoleinwänden prangerte die Stones Zunge auf gelbem Hintergrund. War das die Ruhe vor dem Sturm ?

 

Kurz vor 21 Uhr konnten wir erkennen, dass zwei schwarze Vans mit getönten Scheiben hinter der Bühne angefahren kamen. Wir saßen etwas seitlich und wussten, es wird gleich losgehen. Pressefotografen bezogen Stellung, etwas Bühnennebel stieg auf. Endlich war es soweit… Die vier Ü70 Rocker betraten die Bühne. Jubel hallte durch die Arena und es ging einfach los. Erste Erleichterung macht sich breit… Der Sound war besser und die Stimmung im weiten Rund absolut gut. Vom ersten Song an: „Street Fighting Man“ wurde einfach nur auf der Bühne gerockt.

 

Mick Jagger zeigte sich in absolut guter Verfassung und strotzte vor Energie. Keith und Ron ließen es etwas ruhiger angehen, waren aber ebenso voller Spielfreude und boten ehrlichen Gitarrenrock. Drummer und Gentleman Charlie zeigte solides Handwerk und nicht vergessen werden dürfen die Tourmusiker, die teilweise seit vielen Jahren die Band begleiten, sie unterstützen und die Live-Klänge besser machen. Die Setlist ließ keine Wünsche offen…

 

  • Street Fighting Man
  • It’s Only Rock ’n‘ Roll (But I Like It)
  • Tumbling Dice
  • Just Your Fool
  • Like a Rolling Stone
  • She’s a Rainbow
  • You Can’t Always Get What You Want
  • Paint It Black
  • Honky Tonk Women
  • Slipping Away
  • Before They Make Me Run
  • Sympathy for the Devil
  • Miss You
  • Midnight Rambler
  • Start Me Up
  • Jumpin‘ Jack Flash
  • Brown Sugar
  • Gimme Shelter
  • (I Can’t Get No) Satisfaction

 

 

 

Natürlich musste die Setlist bei dem riesigen Angebot reduziert werden, denn die Band hatte über Jahrzehnte viel Song Material angereichert. Fakt ist, der Blues gewinnt bei den Stones immer mehr an Bedeutung… Muddy Waters Erinnerungen ließen grüßen und auch Bob Dylan wurde geehrt. Mick Jagger machte sich an diesem Abend beim Publikum mit zwei, drei Anekdoten in deutscher Sprache noch beliebter.

 

Die Show, die eigentlich keine war, wurde getragen von Musik pur, von Hits und Legenden. Die Leinwände zeigten die Rocker in groß, ungekünstelt und in ihrer größten Freude beim Spielen. Mir hat es, auch wie das Konzert bildlich vorgetragen wurde - schlicht, nüchtern und trotzdem musikintensiv in groß präsentiert, sehr gut gefallen. Es erinnerte mich stark an "Aerosmith" und zeigte, dass der Rock´n´ Roll im Vordergrund steht. Dagegen ist Lindebergs Show Kasperletheater.

 

Egal bei welchem Song, es kribbelte im Bauch, Emotionen schossen durch den Körper, das Auge blickte gebannt zu den Leinwänden, und ein Stück Leben spielte sich wie ein Film bei einem Musikfreak ab. Es war richtiges Leben auf der Bühne mit einer Bandbreite von Songs, die Rockevergreens sind und die eigentlich fast jeder kennt. Man ist die Zeit vergangen und auch die Dauer des Konzerts war viel zu kurz.

 

Beim Blick in die Schüssel des Stadions wurde mir beim Konzert klar, dass die Fans zufrieden waren und begeistert. Sie sangen und hüpften einfach mit…, genau so hatte ich es mir gewünscht, und ähnlich empfand ich es auch. Mir fällt es schwer, Lieblings Songs hervorzuheben, aber vielleicht fesselte mich „Jumping Jack Flash“ am meisten. Immer wieder war Jagger in Action..., Woods und  Richards grinsten ins Publikum. Leider ging dann kurz vor 23 Uhr die astreine Konzi Mugge mit einer Maxiversion von "Satisfaction" und Feuerwerk zu Ende. Das Publikum war begeistert und ich selbst auch. So eine starke, glaubwürdige Mugge hatte ich von den alten Herren nicht erwartet und ich denke, sie waren besser als je zuvor.

 

Der Rock lebt Dank Rolling Stones, und die zerfurchten Gesichter mit ihrem gelebten „wilden“ Leben gehören einfach dazu.

 

Dann verstummen die Boxen… Die Band verabschiedet sich und die Stones Zunge leuchtete brav in der Arena, wie auch bei Tausenden Fans auf der Brust.

 

Ein sehr emotionales, starkes Konzert ist nun Geschichte. Ich konnte bei späteren Gesprächen mit anderen Fans keine Enttäuschung heraushören. Berlin und die Rolling Stones waren die Reise wert. Wie viele Bands gibt es denn noch, die über Jahrzehnte fast in gleicher Besetzung spielen, die so viele Höhen und auch Tiefen erlebt haben ?  Stones, das ist eine lebende Legende der Rockmusik, die heutzutage nicht mehr geboren wird.

 

Auf dem Heimweg war große Freude im Herzen und auch etwas Wehmut… Die großen Bands müssen irgendwann alle gehen..., ihre Songs aber bleiben.

 

Was kommt dann ??? Wer noch nach Stuttgart oder Prag möchte … Es lohnt sich.