Blues Open Air in Priessnitz am 29.06.2019

 

Wenn die letzten Junitage anstehen und die Nächte kurz sind, steht bei mir das Bluesrock Open Air in Priessnitz bei Frohburg im Kalender. Schon zum 11.Mal war dieses Jahr das Internationale Festival angesagt. Veranstalter des Events ist der Rockclub Frohburg e.V. Das sind Jungs und auch Mädels, die sich vor vielen Jahren zusammengetan haben und ihre Liebe zu einer bestimmten Musikrichtung auch anderen mit Veranstaltungen präsentieren wollen. Neben den jährlichen Open Air im Juni werden auch noch 2,3 Bluesabende in Frohburg organisiert und zum Treffe für die Szene eingeladen. Höhepunkt ist aber das Open Air im Sommer wo sich Gäste aus Ostdeutschland treffen und die Besucherzahlen stetig steigen. Da werde ich auch gleich den Dank an die Crew des Rockclubs los, die immer schöne Musikstunden mit Gleichgesinnten perfekt organisieren. Man spürt das die Leute mit Herzblut dabei sind und es aus Liebe zur Musik tun. Übrigens arbeitet der Club sponsorenfrei.

 

Also Freu und der Samstag war gekommen. Wie in den letzten Jahren zuvor war wieder Sonne und Wärme angesagt und somit auch die Stimmung noch besser. Und wenn es doch mal Regen gibt, die Hauptbühne ist eine offene Scheune und somit bleibt man auch bei einem Schauer trocken. Und das Feeling in so einer offenen Location passt genau zur Musik.

 

Bluesmusik mit Druckelementen war wie jedes Jahr angesagt. Und dafür gibt’s eine spezielle Szene, besonders hier im Osten Deutschlands. Somit lag wie jeder Jahr der Schwerpunkt auf Bluesmusik aus dem Osten mit Wurzeln in der ehemaligen DDR. Und jeder Blueser weiß, das sich dort eine besondere Strömung entwickelt hat, die bis heute noch gelebt wird. Das ist gut so und auch ein Teil der Musikgeschichte hier in Mittelsachsen. 

 

Pünktlich ging es in die Provinz im Altenburger Land und die Sonne lachte uns freundlich. Und wie nicht anders zu erwarten, kennt man viele Besucher, Freunde und Gleichgesinnte. Egal ob aus Berlin, Görlitz, Magdeburg, Erfurt oder Plauen das Open Air ist einer der großen ostdeutschen Bluestreffs im Jahr. Musikalisch ging es dann auch schon 18Uhr los mit Tino Standhaft und seiner Band, die sich über Jahre eindrucksvoll entwickelt. Tino, ist schon lange ein präsenter Vertreter der Szene und hat ein Reportware aufgebaut was sich sehen lassen kann. Neben Coversong von Clapton und Neil Young spielt die 5 Mannen auch eigene Songs und das richtig gut. Die Band machte also den Anfang in der prallen Abendsonne und das Gelände füllte sich zusehends. Besonders stimmungsvoll wurde bei Klassikern von Cream, Young mitgesungen und getanzt. Besonders auffällig ist bei solchen Musiktreffs immer die lockere Stimmung und das friedliche Miteinander bei Songs, Bier und leckeren Grillessen. Das ist ein Miteinander und Sicherheitsleute braucht man eigentlich nicht.

 

Also Tino und seine komplette Band machten als Aufwärmer einen guten Job und der charismatische Frontmann ist nicht nur ein Hingucker, nein entlockt auch seiner Gitarre rockige Klänge. Der Beifall war im gewiss.

 

In den Umbaupausen auf der Hauptbühne waren übrigens das Duo „Los Gumbo“ aus Spanien am Werk, die mit handgemachter Musik die Leute unterhielten. Und das nicht schlecht.

 

Aber nun wurde es noch entspannter als Big Joe Stolle, ein Urgestein mit seiner neuformierten Zenit Bluesband die Bühne betrat. Hier sind richtig gute Musiker am Werk. Neben Stolle, der abgeklärt sein Ding durchzieht ist Alexander Blume dabei, der schon mit Distelmann spielte und Mauro Pandolfino, der ein ganz leidenschaftlicher Gitarrenspiler ist. Zenit Bluesband, das sind Songs aus dem Leben, die auch ein Stück ostdeutsche Blueskultur ist. Ich könnte immer lachen und mitsingen wenn „Der Mühlmann Blues“ oder „Premium Pils“ zu hören ist. Und so geht es vielen an diesen Abend. Auch überzeugte die Band mit astreinen Sound und Spielfreude. Die Stimmung war geil und die Band versteht es mit ihren Songs das Blueslebensgefühl zu wecken.

 

Dann ging es aber ins Ursprungsland des Blues und es wurde richtig international. Archie Lee Hooker aus den USA brachte traditionelle Klänge aus den Südsaaten in den lauen Sommerabend. Abwechslung war angesagt und das Publikum nahm auch diesen Beitrag an. Er überzeugte durch Präsenz und unglaublich viel Energie. So muss es sein. Und jetzt war nicht nur die Bühne voll, es wurde überall gelauscht, getrunken, sich ausgetauscht und gefeiert.

 

Als Absacker und Schlussact traten dann die altgediente Band „Kurz und Lang“ aus Thüringen auf. Die symphytische Band spielt Klassiker und eigene Nummern und kann jedes Publikum nicht nur unterhalten sondern mitreißen. Für mich war der Abend dann auch gelaufen und die Frühschicht und paar Bierchen zollten ihren Tribut und es ging ins Nachtquartier was an diesen Sommerabend unter freien Himmel war. Die Bluesklänge verstummten und das Event war Geschichte.

 

Wiedereinmal ist es dem Rockclub aus Frohburg gelungen einen Open Air zu präsentieren und zu organisieren was bei der Szene in guter Erinnerung bleibt. Die Tradition ostdeutscher Bluesmusik und deren Eigenheiten werden hier bewahrt und gelebt, auch Dank es Publikums. Da knnt man sich untereinander und erzählt sich so manche Anekdote aus alten Zeiten. Auch wenn ein Hauch Ostalgie mit dabei ist, hoffen wir alle das es Priessnitz 2020 wiedergeben wird und neue jüngere Zuhörer gewonnen werden können. Fakt ist auch das Publikum wird älter und junge Bluesmitstreiter tun der kleinen Szene gut. Diesen etwas keineren Open Airs sollten bewahrt werden, weil sie familiärer, intimer und herzlicher sind und Organisatoren, Fans und Musiker eine Einheit bilden.

 

Für mich war es ein geiler Abend und wiedermal weiß wo ich hingehöre.

 

Hoffen wir das der Rockclub weiter Lust auf neue Events hat, das Publikum sich treu bleibt und die Behörden keine zusätzlichen Kosten den Engagierten aufbrummen sondern sie unterstützen. Es ist eine besondere Kultur.